P. Toni Rogger über Weihnachten, Schenken und Helfen

Veröffentlicht am: 4. Dezember 2024

Beromünster – Bedächtigen Schrittes und mit einem Lächeln kommt Pater Toni zum Interview in der Don Boscostrasse 31 im Luzernischen Beromünster. Ruhe, Zufriedenheit und auch Zuversicht sprechen aus den Augen des aus dem Kanton St. Gallen gebürtigen Uznachers. Mit einem halben Jahrhundert Rückschau und visionären Gedanken für die Zukunft schenkt der Ordensmann Mut und Hoffnung in bewegten Zeiten.

Schon seine Familiengeschichte war prägend für seine Berufung als Priester. Aufgewachsen ist Pater Toni Rogger in Uznach, im Kanton St. Gallen, in einem alten Bauernhaus. Gemeinsam mit seinen Eltern und den drei Brüdern hatte die Familie ein sehr bescheidenes, aber auch schönes Leben mit viel Freiheit, wie er sagt. Getragen wurden die Kinder von der Zuwendung und dem tiefem Glauben ihrer Eltern. Die Mutter war als Vollwaise aufgewachsen. Der Vater hat über 50 Jahre in derselben Textilfabrik Stoffe bearbeitet. Und mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Meine Eltern haben uns gefördert, soweit es in ihren Möglichkeiten lag. Wohl auch aus dem Wunsch heraus, dass wir Buben es einmal besser haben sollten als sie."

Pater Rogger, was bedeutet für Sie Gottesdienst"?

Ich sehe hier zwei Aspekte: Zum einen ist es Gott dienen, indem ich den Menschen diene. Zum zweiten ist es Gott dienen, durch Gebet und Liturgie. Und damit in Beziehung zu Gott zu sein. Im Weihnachtsgottesdienst feiern wir insbesondere die Ankunft der Liebe Gottes bei uns Menschen. Die vielen Lichter sind Sinnbild dieser Zuwendung, die bei uns angekommen ist.

Was bedeutet die Weihnachtsbotschaft für Sie?

In all den Jahren meiner Arbeit durfte ich deutlich erfahren, dass das Weihnachts-Evangelium gerade für die ärmsten Menschen eine Botschaft der Befreiung, der Hoffnung und der Freude ist.

Was gibt Ihnen Mut und Hoffnung?

Es ist der unerschütterliche Optimismus inspiriert von Don Bosco. Dieser nährt sich aus dem tiefen Glauben daran, dass Gott es gut mit uns meint. Dieser Glaube hilft, schwierige Situationen zu bewältigen. Für mich ist es dieser Glaube an Gott, der meinem Leben Halt und Hoffnung gibt.

Woran glaubt der moderne Mensch"?

Wohl in erster Linie an sich selbst. Dass er das Leben im Griff hat. An den Fortschritt. Und an materielle Werte. Wobei ich mich frage, wie weit Materielles überhaupt Werte haben kann.

Was wünschen Sie sich zu Weihnachten?

Es geht mir um die Weihnachtsbotschaft: Frieden auf Erden. Das wünsche ich mir. Zwischen Nationen gleichermassen wie zwischen Menschen, die miteinander leben.

Was bedeutet für Sie Schenken" zur Weihnachtszeit?

Es bedeutet für mich, für andere da zu sein. Zeit haben. Etwas von sich selbst zu geben. Für meine Mitbrüder koche ich ein Weihnachtsmahl. Ich habe seit Jahren kein Weihnachtsgeschenk mehr gekauft.

Wie können wir heute die Herbergssuche in Bethlehem verstehen?

Das ist eine wichtige Frage, gerade in diesen bewegten Zeiten. Ob in Gaza, dem Libanon, der Ukraine oder dem Sudan: Millionen von Menschen sind auf der Suche nach einer geschützten Herberge mit Wärme und Licht. Mit sauberem Wasser und Nahrung. Gerade an sie sollten wir zu Weihnachten denken und im Rahmen unserer Möglichkeiten Gutes tun.

Mit Spenden an die Don Bosco Jugendhilfe Weltweit?

Ein Projekt der Don Bosco Jugendhilfe Weltweit: ein Kindergarten in Palabek, Uganda.

Ein Projekt der Don Bosco Jugendhilfe Weltweit: ein Kindergarten in Palabek, Uganda.

Das ist ein guter Weg, um konkrete Hilfe für Menschen in Bedrängnis zu schaffen. Meine Mitbrüder gleichermassen wie die Don Bosco Schwestern leisten in 136 Ländern dieser Welt Hilfe für die am meisten benachteiligten Menschen, insbesondere Kinder und Jugendliche. Durch unsere jahrzehntelangen Präsenzen vor Ort sind wir tief mit der Bevölkerung verbunden. Unsere Arbeit und Hilfe kommen sehr zeitnah und beinahe gebührenfrei an.

Sie sprechen auch offen über die Möglichkeit der Testaments-Spende.

Weil es vielen Menschen meines Alters ein Bedürfnis ist, aus dem lebenslang Erarbeiteten etwas Gutes zu hinterlassen. Gerne erinnere ich mich an einen Testaments-Gönner vor einigen Jahren. Er hatte nur die Primarschule besucht und war viele Jahre lang einfacher Knecht auf einem Bauernhof. Später konnte er dann doch noch eine Lehre machen. Aber sein ganzes Leben war entbehrungsreich und geprägt von Bescheidenheit. Als er im Altersheim sein Ende kommen sah, bat er mich um ein Gespräch und drückte seinen letzten Willen aus, dass es benachteiligte Kinder und Jugendliche mit seiner Hilfe einmal besser haben sollen. Ich sehe heute noch die Freude und Seligkeit in seinen Augen, als er das zu Lebzeiten in die Wege leiten konnte.

Was ist für Sie die wichtigste Botschaft des Ordensgründers Don Bosco für die heutige Zeit?

Don Bosco hat sich leiten lassen vom Gedanken, den er seinen Jugendlichen immer wieder weitergab: „Ich will euch zeitlich und ewig glücklich sehen.“ Von diesem Wunsch war sein ganzes Leben bestimmt. Wie kein anderer hat er mit seinem ganzen Lebenseinsatz junge Menschen begleitet. Ihnen eine Heimat zu geben, die Freizeit mit ihnen zu teilen, Ausbildungsplätze zu finden. Und bei den grossen und kleinen Sorgen auf dem Weg zum Erwachsensein einfach da zu sein. Jeder einzelne junge Mensch war für ihn wichtig, weil Gott ihn liebt.

Was bedeutet das für die Jugend von heute?

Junge Menschen erfahren heute oft wenig Liebe. Schon gar nicht machen sie die Erfahrung, dass Gott sie liebt. Wir leben in einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche (aber auch wir Erwachsene) jeden Tag Hass, Missgunst und Feindseligkeit erfahren. Die Flucht in soziale Medien macht es oft noch schwieriger. Deshalb ist es für uns Salesianer Don Boscos heute besonders wichtig, jungen Menschen aufzuzeigen, dass sie in ihrem Leben nicht allein sind. Wir sind für sie da und begleiten sie mit Lebensfreude und Optimismus. Damit verbunden ist eine gute menschliche, schulische und berufliche Bildung. Damit das Leben junger Menschen gelingt.

Was ist Ihr Lieblingszitat von Don Giovanni Bosco?

Lieben heißt, das Glück der anderen suchen. Und: Liebe siegt immer.

Text und Fotos: Gabriel Müller, Don Bosco Jugendhilfe Weltweit

Nähere Infos zu den Hilfsprojekten: www.donbosco.ch

 

 

Schenken bedeutet für mich, für andere da zu sein. Zeit haben. Etwas von sich selbst zu geben.